Der erste Arbeitstag mal 2
Nina:
Nachdem ich meinen Schuldirektor gestern Abend um 21 Uhr (!!!) aus dem Bett geklingelt habe, habe ich heute morgen noch einmal in der Schule angerufen, um zu fragen, ob ich heute vorbeikommen dürfe. Da eine Lehrerin krank ist, war es allen ganz recht, wenn ich mich sofort auf den Weg machen würde: Also bin ich in strömenden Regen los. Da Martin und ich den Weg mit der U-Bahn gestern Abend schon abgefahren sind, wusste ich auch schon wohin ich musste. Zumindest die U-Bahn-Station, an der die Schule liegt. Hier wurde ich dann von Shihu (keine Gewähr für die richtige Schreibweise) abgeholt.
An der Schule angekommen, war ich dann doch etwas erstaunt, da sie doch viel, viel kleiner ist, als ich gedacht hatte. Scott (der Direktor) hatte mir zwar gesagt, dass es eine kleine Schule mit insgesamt ca. 50 Schülern sei, aber dass sie dann so klein ist, hätte ich nicht gedacht. Die Schule besteht im Moment aus einem einzigen Raum…!!!
Die Schule ist aufgeteilt in „kleine Kinder“ und „große Kinder“: Also Kindergarten und Pre-School (Vorschule) und Elementary School (Grundschule) und Junior High School (bis zur achten Klasse). Die Kleinen sind normalerweise von den Großen getrennt, im Moment aber nicht, da ein neuer Raum eingerichtet wird. Somit ist die sowieso schon kleine Schule im Moment noch kleiner als sonst!!! Anfang April soll es dann aber in die neuen Räume gehen, mal schauen ob das bis dahin auch klappt?!?
Die Schule hat verschiedene Arten von Schülern: Einmal die full-time students (ca. 25 Schüler), die den ganzen Tag in der Schule bleiben, d. h. von 10 Uhr bis 14 Uhr (die ganz Kleinen) oder 15.30 Uhr! Ab 14 Uhr beginnt dann zusätzlich das Nachmittagsprogramm: Dann kommen Schüler, die tagsüber in andere (japanische) Schulen gehen, und nur am Nachmittag auf Englisch unterrichtet werden (noch mal ca. 25 Schüler).
Die Schüler kommen aus vielen verschiedenen Ländern und aus „wild gemixten Familien“: Einige Schüler kommen aus Amerika und haben amerikanische Eltern, andere ein amerikanisches Elternteil und ein japanisches, drei Kinder kommen aus Indien, ein Kind hat eine finnische Mutter und einen Vater aus Spanien, und ein Junge hat ein Mutter von den Phillipinen und einen deutschen Vater, und, und, und…! Der „deutsche“ Junge heißt Dominique und erst vor kurzem hierher gezogen und kann nur ein paar Brocken Englisch. Er ist ganz froh, dass nun jemand da ist, der ihn versteht. Aber auch japanische Kinder, mit japanischen Eltern besuchen die Schule, entweder, weil deren Eltern im Ausland waren, dort hin wollen, oder aber einfach nur, damit sie Englisch lernen. Es ist wirklich faszinierend, wie diese Kinder aus so vielen verschiedenen Hintergründen miteinander spielen, auskommen, und wie sie auf Englisch kommunizieren! Beim Mittagessen ist es sehr witzig anzuschauen, wie verschieden die Kinder dann auf einmal doch wieder sind: Die Japaner essen Reis mit Algen und Sushi, die Amerikaner Sandwich und Würstchen, die indischen Kinder Curry-Reis.
Die Schule wurde vor drei Jahren von zwei Kanadiern gegründet – Scott und Fleur – die als Lehrer nach Nagoya gekommen sind, und die eine Schule für ihre Zwillinge Sabrina und Katrina gesucht (und nicht gefunden) haben. Eine wirklich interessante Art der Problemlösung…!
Die Schule basiert auf dem „Core Knowledge Programm“ und arbeitet mit Ideen Maria Montessoris: Ein sehr gutes, lehrreiches, exklusives … aber sicherlich auch sehr teures Programm. Ein Lehrer betreut im Schnitt sechs Schüler!!! Da kann man echt was schaffen!!!
Ein großer Unterschied zu unseren Schulen in Deutschland, und vor allem zu den in Japan, wo die Kinder schon im Kindergarten in einer Gruppe von mehr als 30 Kindern von nur einer Lehrperson betreut werden. In den oberen Klassen, sitzen teilweise 50 Schüler vor nur einem Lehrer. Deshalb sind Privatschulen in Japan auch bekannter und beliebter als bei uns!!!
Die Lehrer an der Schule sind aus Kanada (die Gründer) und aus Japan. Zwei richtige Lehrer aus Japan und zwei Aushilfen, die wie ich auch Lehramt studieren und gerade fertig werden. Es sind wirklich alle sehr nett und die Kinder alle soo niedlich, zumindest wenn sie nicht gerade weinen.
Ich bin gespannt, wie meine Arbeit in den nächsten Tagen und Wochen aussehen wird!
Martin:
Mein erster Arbeitstag war ebenfalls sehr eindrucksvoll, Dr. Kato hat mich fast durch den gesamten Klinik-Komplex geführt und mir gefühlte 596 Personen vorgestellt. Leider kann ich mir, wie ihr ja wisst, Namen und Gesichter nicht ganz so gut merken, und wenn dann die Namen noch so fremd sind und die Gesichter eher alle ähnlich aussehen, na ja, mit der Zeit werde ich hoffentlich ein paar mehr Namen zuordnen können als jetzt.
Da Nina so viel geschrieben hat und ich dann doch recht fertig von dem langen Tag bin, werde ich jetzt mal ins Bett gehen und in den nächsten Tagen oder am Wochenende mehr aus meinem Arbeitsalltag berichten.