Teezeremonie und Sashimi
Heute Morgen habe ich im Damenprogramm an einer traditionellen Teezeremonie teilgenommen, wirklich interessant. Wie eine solche Zeremonie abläuft, habe ich ja bereits geschrieben (siehe Bericht vom 05.03.2006). Auch wenn ich schon viel gelesen hatte, war es doch noch immer ein Erlebnis. Vielleicht haben wir ja noch einmal die Gelegenheit an einer „echten“, also nicht nur für Touristen ausgelegten Zeremonie teilzunehmen?!?
Nach dem Mittagessen habe ich dann an der Konferenz teilgenommen, da die Austauschpartner – insgesamt vier – an der Reihe waren von ihren Erlebnissen zu erzählen. Es fand in den letzten zwei Jahren ein Austausch zwischen Heidelberg und Kobe statt, und der Austausch zwischen Münster und Nagoya. Herr Dr. Kato hat über seine Erlebnisse in Münster gesprochen, was sehr nett anzuschauen und anzuhören war. Als letzter war dann Martin an der Reihe: Da wir ja noch nicht so lange hier waren, konnte Martin noch nicht soo viel über seine Arbeit hier erzählen, aber schon einiges über die Unterschiede zwischen Nagoya und Münster im Klinikalltag, unser tägliches Leben und seine Ziele und Vorstellungen. Er hat seine Sache wirklich sehr gut gemacht, schließlich war das sein erster Vortrag (wenn auch noch nicht wirklich wissenschaftlich), aber immerhin! Bestimmt und hoffentlich aber nicht der letzte!!!
Das Nachmittagsprogramm hat uns dann nach Kyoto geführt: hier haben wir an einem traditionellen japanischen Essen auf Tatami-Matten teilgenommen: Ein wirklich interessantes Erlebnis.
Nachdem wir uns schon mit Sushi angefreundet haben, stand dann jetzt heute Sashimi auf dem Speiseplan: Roher Fisch, der in Sojasoße getunkt gegessen wird, ein – sagen wir mal recht gewöhnungsbedürftiger Geschmack, und vor allem ein ganz neues Biss- und Kauerlebnis!!!
Bei diesem Essen wurden wir von Geishas bedient:
Geishas treten für gewöhnlich bei Feiern oder Versammlungen auf, etwa in Teehäusern (茶屋 chaya) oder in traditionellen japanischen Lokalen (料亭 ryōtei).
Der Geisha-Beruf hat seine Ursprünge in den taikomochi oder hōkan (am ehesten vergleichbar mit Alleinunterhaltern bei Hofe) und wurde zunächst nur von Männern ausgeübt. Die ersten Frauen, die etwa ab dem 17. Jahrhundert den Geisha-Beruf auszuüben begannen, wurden noch onna geisha (女芸者, weiblicher Geisha) genannt.
Die Blütezeit der Geishas war im 18. und 19. Jahrhundert, in dieser Zeit waren ihre Dienste als Unterhalterinnen gefragt und erschwinglich; auch waren sie Trendsetter im Bereich der Mode. Nach der Meiji-Restauration änderte sich ihre Rolle zu Bewahrerinnen der traditionellen Künste.
In den meisten japanischen Städten gab es in der Vergangenheit so genannte Hanamachi (花街, Blumen-Viertel; hana ist auch ein Euphemismus für eine Prostituierte). In diesen Vergnügungsvierteln lebten Geishas in okiyas (置き屋, weiblichen Großfamilien) zusammen.
Heutzutage existieren hanamachi nur noch in Kyōto, dem Zentrum der japanischen Geisha-Kultur. Die größte und bekannteste hanamachi ist Gion. Die Zahl der Geishas geht stetig zurück, und ihre Dienste sind teuer und exklusiv.
Die harte Grundausbildung einer Geisha-Schülerin bzw. maiko (舞子) ist heute ab dem Alter von 16 Jahren möglich und dauert normalerweise fünf Jahre. In dieser Zeit lernt sie die Grundlagen der traditionellen japanischen Künste wie Kalligraphie (künstlerisches Schönschreiben), Ikebana (Blumensteckkunst) und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, z. B. Shamisen, Hayashiflöte und Tsuzumitrommel. Eine Geisha muss auch geübt in Konversation und eine perfekte Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein und die Teezeremonie beherrschen. Die hohen Kosten für die Ausbildung werden von den Besitzerinnen der ochaya (お茶屋, japanische Teehäuser) übernommen und müssen von den Geishas später zurückgezahlt werden. Viele Geishas üben ihren Beruf bis ins hohe Alter aus.
Um erfolgreich zu sein, muss eine Geisha anmutig, charmant, gebildet, geistreich und schön sein. Sie muss außerdem die Regeln der Etikette einwandfrei beherrschen und bei jeder Gelegenheit Haltung bewahren können.
Heutzutage sind Geishas Bewahrerinnen der traditionellen Künste und haben nichts mit der japanischen Sexindustrie zu tun. Erotik spielt bei der Unterhaltung der Gäste zwar durchaus eine Rolle, bleibt aber subtil. So wird es bereits als erotisch empfunden, wenn bei der Geisha der Nacken unbedeckt ist oder wenn beim Einschenken des Tees ein Stück des Unterarms sichtbar wird. Beim Hinsetzen darf die Geisha auch kurz mit ihrem eigenen Bein das Bein ihres Gegenübers berühren, was in gewisser Weise schon als erotische Handlung angesehen wird.
Eine der Zeremonien, die den Aufstieg einer Maiko zur Geisha symbolisiert, ist die so genannte Mizuage (水揚げ). Eine Zeremonie gleichen Namens gab es früher auch bei japanischen Kurtisanen und bezeichnete bei diesen die zeremonielle Entjungferung. Es war üblich, eine bevorstehende Mizuage durch das Verteilen von Ikubo, runden Reiskuchen mit einem roten Punkt in einer Vertiefung in der Mitte, bei den Kunden anzuzeigen, von welchen für das Privileg der Defloration hohe Geldgebote erwartet wurden. Der Höchstbietende durfte diese dann auch in einer vorgeschriebenen Zeremonie vornehmen. Die Namensgleichheit zwischen diesen Bräuchen, die von verschiedenen Gesellschaftsschichten ausgeübt wurden, trug im Westen zu dem verbreiteten Irrtum bei, Geishas seien mit Prostituierten gleichzusetzen.
Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir dieses erleben durften und uns die Möglichkeit hierzu gegeben wurde.