Ein Vormittag im Krankenhaus

Nein, … heute schreibt nicht etwa Martin über seine Arbeit im Krankenhaus (dieses folgt aber in den nächsten Tagen…), sondern ich über meine Erfahrung als Patientin…!

Wenn man in Japan krank ist, ist es durchaus üblich erst einmal ins Krankenhaus zu gehen: Hausärzte wie sie bei uns üblich sind gibt es nur selten, meistens hat man eine Klinik, in die man dann immer wieder geht, und die einen dann gegebenenfalls an einen Spezialisten überweist.

Da ich mir eine Augenentzündung zugezogen habe, bin ich also heute Morgen mit Martin in das „Nagoya University Hospital“ gefahren um diese untersuchen zu lassen.

Herr Dr.Kato hat Martin erlaubt mich zu den Untersuchungen zu begleiten: somit sind wir dann zum Anmeldeschalter gegangen, an dem sich alle Patienten erst einmal anmelden müssen, und an dem man eine Chipkarte mit einer Nummer bekommt, mit der man sich dann in der jeweiligen Abteilung anmelden muss. Da alle Formulare auf japanisch waren, brauchten wir dann doch etwas Hilfe beim Ausfüllen. Allein mein Geburtsjahr war eine Schwierigkeit für sich: Für Japaner bin ich nämlich nicht im Jahre 1980, sondern in S 55 geboren, dem 55. Regierungsjahr des Kaiseres Hirohito, also dem 55. Jahr der Showa-Ära. Das jetzige Jahr 2006, ist nach japanischer Berechnung das Jahr H 18, das 18. Regierungsjahr des Kaisers Akihito, und damit das 18. Jahr der Heisei-Ära. Spricht man von Ereignissen in der fernen Zukunft, so werden die Jahre nach dem Gregorianischen Kalender benannt, da man ja nicht weiß welcher Kaiser dann regieren wird.

Nachdem wir die Anmeldung dann nach ca. zehn Rückfragen endlich hinter uns gebracht hatten, wurden wir in die Abteilung „Allgemeinmedizin“ verwiesen, die hier in Japan sozusagen dem Hausarzt entspricht. Hier sind wir dann – dadurch dass Martin seinen Kittel anhatte und eine der Schwestern bereits kannte, da auch die Radiologie Räume in der Allgemeinmedizin nutzt – sehr schnell dran gekommen. Der behandelnde Arzt Prof. Ban war wirklich sehr, sehr nett und hat sich sehr lieb gekümmert. Er hat mich dann an die Augenabteilung verwiesen. Hier angekommen, hat man dann angenommen, dass Martin – da in weißem Kittel – mein Übersetzter sei, und man hat erst mal auf japanisch auf ihn eingeredet. Nachdem wir es dann nach langen Erklärungen geschafft haben die Schwestern bei der Anmeldung zu überzeugen, dass Martin wirklich kein Japanisch spricht – was ja eigentlich offensichtlich war – hat man dann nach einer Schwester mit Englischkenntnissen gerufen. Auch diese Krankenschwester war wirklich sehr nett und hat sich, wie hier in Japan überall üblich, erst einmal dafür entschuldigt, dass wir lange warten müssten.

Martins Kittel hat dann anscheinend doch etwas nachgeholfen und wir sind nach einer Stunde warten ins Behandlungszimmer gerufen worden. Der Augenarzt war wirklich sehr, sehr genau und hat alles zweimal nachgefragt. Wir hatten schon gelesen, dass japanische Ärzte erst dann den Patienten wirklich untersuchen, wenn es wirklich nötig ist, d. h. wenn man durch einfaches Befragen nicht schon etwas – wofür dann vielleicht doch eine wirkliche Untersuchung von Nöten wäre – ausschließen kann. Somit musste der Augenarzt dann nach dem Befragen, doch noch an die wirkliche Arbeit und hat mir dann auch endlich in die Augen geschaut. Er hat dann festgestellt, dass ich eine Bindehautentzündung habe, ausgelöst durch eine Allergie und/oder der Erkältung die ich habe. Nachdem er mir Augentropfen aufgeschrieben hat, sind wir dann wieder in die Allgemeinmedizin gegangen, wo wir nochmals von Herrn Prof. Ban empfangen wurden.

Herr Prof. Ban hat mir dann noch etwas gegen meine Erkältung und meinen Husten aufgeschrieben, dieses aber auch ohne mich zu untersuchen, einfach nur durch Befragen der Symptome, wirklich interessant.

Nach diesen Untersuchungen mussten wir dann wieder zum Anmeldeschalter, um uns hier abzumelden und natürlich um die Rechnung zu bezahlen. Da ich keine japanische Versicherung habe – alle Japaner sind über ein nationales Gesundheitssystem, das anders als in England zu funktionieren scheint, versichert und müssen normalerweise 30% der Behandlungskosten selber tragen – musste ich die volle Summe zahlen: aber anders als erwartet, belief sich der Betrag auf nur ca. 10 000 YEN, was ca. 80 Euro entspricht. Nach dem Bezahlen konnte ich dann die mir verschriebenen Medikamente am Apothekenschalter abholen, die – anders als wir dachten – bereits in den oben genannten 10 000 YEN enthalten waren…, wirklich erstaunlich!!!

Nach über vier Stunden waren wir dann endlich fertig und ich reif fürs Bett…!

Eine wirklich interessante Erfahrung, die wir aber nicht unbedingt noch einmal machen müssen!

Kommentarfunktion ist deaktiviert