Essen bei Prof. Ishigaki
Heute wurde uns die große Ehre zuteil bei Prof. Ishigaki – Martins (mittlerweile pensionierten) Chef – zu Hause zum Essen eingeladen zu sein. Japaner laden nur selten in ihr Haus ein, wenn überhaupt sehr gute Freunde oder die Familie. Wir waren sehr erfreut, dass auch uns diese Ehre zuteil wurde.
Herr Dr. Kato, der auch eingeladen war (Frau Dr. Kato ist über die Golden Week verreist), hat uns um kurz vor 14 Uhr abgeholt und ist mit uns zum nahe gelegenen Haus von Ishigakis gefahren. Hier wartete dann ein wirklich tolles Essen auf uns, welches natürlich auf Tatami-Matten sitzend eingenommen wurde.
Herr Prof. Ishigaki hatte extra für uns Oden gekocht: Oden ist ein japanisches Gericht, das aus mehreren Zutaten, wie gekochtem Ei, Fisch, Rettich und Kartoffeln besteht und in einer besonderen Brühe gekocht wird, sehr lecker. Man isst diese in der Brühe gekochten Zutaten mit einer Art Senf, und dieses Gericht ist sehr beliebt in Japan. Genau zu erklären wie dieses Gericht zubereitet wird ist etwas schwierig, da uns eine solche Zubereitungsweise fremd ist… ! Nach diesem Gang, gab es einen wirklich leckeren Kartoffelsalat mit Fleisch, auf den wir uns gestürzt haben, da er so bekannt schmeckte.
Martin und ich dachten, dass das Oden schon das Hauptgericht gewesen sei, da es doch sehr nahrhaft und sättigend war, doch falsch gedacht. Als Zwischengericht gab es noch einen Auberginenauflauf und als weiteres (Haupt-)Gericht gab es dann rohen und geräucherten Bonito (Tunfischart) mit Bambusreis und Misouppe.
Zum Nachtisch gab es dann noch Erdbeeren und japanischen grünen Tee (für Martin Wasser 😉 ).
Da am 5. Mai das sog. Knabenfest gefeiert wird, hatten Ishigakis in ihrem Haus für ihren Sohn – der mittlerweile in Boston wohnt – einen kleinen, wunderschönen Altar für diesen besonderen Tag aufgebaut. An diesem Tag wünscht man seinem Sohn Glück, Gesundheit und Zufriedenheit in seinem Leben. Das Symbol dieses Tages sind verschiedenfarbige Karpfendrachen, die man zurzeit überall flattern sieht. Die Figur, die auf dem Bild zu sehen ist, ist Kintarou, ein Held einer japanischen Legende, der einen traditionellen japanischen Armeehelm, den sog. Kabuto trägt. Die Karpfen, Kintarou und Kabuto sind alles Symbole eines gesunden und starken Jungen.
Der „Tag des Knaben“, der ein nationaler Feiertag ist, wurde mittlerweile in den „Tag des Kindes“ umbenannt, mehr aber wohl zu kommerziellen Zwecken. Bei Familie Ishigaki wird aber noch immer zwischen dem „Tag des Knaben“ am 5. Mai und dem „Puppenfest“, dem Tag für Mädchen am 3. März, unterschieden.
Anlässlich dieses „Knabenfestes“ gab es noch eine spezielle Süßigkeit, die Glück verheißen soll: diese Mochi, sind Gebäck oder Kekse, aber anders als wir sie kennen: rote Bohnenpaste ist in weiße, klebrige und sehr süße Reismasse gefüllt und zum Zusammenhalten mit einem Eichenblatt eingewickelt. Chimaki ist einfach nur die weiße Reismasse aufwändig in eine andere Art von Blättern eingewickelt. Die Blätter dienen jeweils nur zur „Verpackung“ und Aufbewahrung, werden also nicht mitgegessen.
Nach fast drei Stunden haben wir uns dann von den Ishigakis verabschiedet. Es war wirklich sehr interessant Gast in einem japanischen Heim zu sein, und einmal in die „gute Stube“ des Japaners schauen zu dürfen. Es war ein wirklich sehr netter, lustiger und interessanter Nachmittag.