Nagoya „früher“
Der Landesname Japan setzt sich aus den Zeichen 日 (Aussprache ni, in der Bedeutung „Tag“ oder „Sonne“) und 本 (Aussprache hon, in der Bedeutung „Ursprung“ oder „Wurzel“) zusammen. Japan ist deshalb auch bekannt als „Land der aufgehenden Sonne“.
Von der Sonne hatten wir heute reichlich: Bei bestem Wetter haben uns Herr Dr.Kato und seine Frau um 11 Uhr abgeholt, um uns die Geschichte Nagoyas zu zeigen. Als erstes waren wir im Tokugawa-Museum, in dem Ausstellungsstücke aus dem Nachlass der in Nagoya ansässigen Tokugawa (ehemalige Herrscher in Nagoya), darunter Gemälde, Waffen und anderes gezeigt werden. Der Garten des Museums ist wahrlich einen Besuch für sich alleine wert, wirklich wunderschön, mit einem Teich voller Koi-Karpfen (wobei das Wort „Koi“ alleine auf japanisch schon Karpfen bedeutet!!!). Hier im Teehaus haben Martin und ich dann das erste mal echten japanischen grünen Tee getrunken, der ganz anders zubereitet wird und auch anders schmeckt, als der grüne Tee, den wir in Deutschland unter dieser Bezeichnung kennen.
Eine traditionelle Teezeremonie läuft wie folgt ab:
Über dem Feuer der Feuergrube kocht das Wasser, auf den Tatami (Teppichmatten) steht am vorgeschriebenen Platze ein Mizusashi (ein Wassergefäß) und die Cha’ire (Teebüchse). Nun kommt der Teemeister mit der Teeschale, dem Chasen (Teeschlägel) und das Chakin (weißes Leintuch). Quer über der Teeschale liegt der Teelöffel, Chashaku.

Die Teeschale wird mit heißem Wasser ausgespült und der Tee mit dem Shasen geschlagen. Während sich der Gastgeber der weiteren Zubereitung zuwendet, essen die Gäste süßen Kuchen. Dann stellt der Meister die Schale mit dem geschlagenen dicken grünen Tee vor den Hauptgast. Die Schale wird weitergereicht, nachdem die Schale mit dem weißen Leinentuch gereinigt worden ist. Ganz so förmlich lief es bei uns nicht ab, da das Teehaus in dem wir den Tee getrunken haben auf Touristen eingerichtet ist, was eigentlich schade war. Aber auch so war es ein Erlebnis: Zuerst gab es einen kleinen Kuchen, den man nach dem Zerteilen mit einem kleinen Pickser gegessen hat. Jetzt gab es den Tee: Nach zwei Drehungen der Teeschale in der Hand durften wir anfangen zu trinken – ein ungewöhnlicher und bitterer Geschmack (daher die Süßigkeit vorweg), aber interessant. Nach dem Auftrinken – in der Schale ist nur wenig Tee – stellt man die Schale nach zwei weiteren Drehungen in die entgegengesetzte Richtung wieder ab. Jetzt gab es ein kleines Stück japanischen „Zucker“ um den bitteren Geschmack zu vertreiben. Eine wirklich interessante Erfahrung!!!
Nach dieser Erfahrung ging es dann auch gleich zum Mittagessen und damit zum nächsten Erlebnis: zum Shabu-shabu. Hier werden hauchdünne Fleischscheiben mit dem Stäbchen in eine kochende Brühe – in der auch Gemüse schwimmt – getaucht und hin und her geschwenkt (shabu-shabu). Gemüse und Fleisch werden dann in verschiedene Soßen getunkt und gegessen. Wirklich sehr lecker!!!
Nach dem Mittagessen ging es dann zur Burg von Nagoya: Nagoya entwickelte sich um die Festungen die im 16. Jahrhundert von den Familien Imagawa und Oda erbaut worden waren. Zu größerer Bedeutung verhalf der Stadt die Tatsache, dass Tokugawa Ieyasu im Jahre 1612 für seine Sohn Yoshinao die große Burg erbauen ließ und ihn als Herrscher über die Provinz einsetzte. Die Burg wurde durch die Luftangriffe des II. Weltkrieges fast komplett zerstört und 1959 wieder aufgebaut. Den 48m hohen Hauptturm schmückt ein paar vergoldeter Delfine, die in Japan ein Zeichen von Macht sind. Diese Delfine sind gleichzeitig Wahrzeichen der Stadt Nagoya.
Da das Mittagessen doch länger gedauert hat als erwartet, haben wir die Burg nur von außen anschauen können, was aber auch schon ein Erlebnis war. Die Burg an sich schauen wir dann ein anders Mal an.
Nach so viel Kultur haben wir uns dann von den Katos verabschiedet und uns in den „Department Stores“ der Innenstadt umgeschaut.
Jetzt sind wir auf den morgigen Tag gespannt, der für Martin – und vielleicht auch für mich – der erste Arbeitstag hier in Japan sein wird!
Am 7. März 2006 um 10:29 Uhr
Hallo Nina und Martin,
schön, dass ihr zwei gut angekommen seid. in den ersten tagen habt ihr ja schon einiges erlebt. ich hoffe euer erster arbeitstag ist auch glatt verlaufen. hier im allgäu versinken wir gerade im schnee und frieren bei minus-temperaturen. alles gute und viel spaß bei eurem aufenthalt in japan. moni & hendrik